Mit der „floating futures“ Flussperformance auf der Fulda durfte ich erstmals als Künstler im offiziellen Programm der #documenta-fifteen ausstellen. Die von der indonesischen Künstlergruppe Ruangrupa kuratierte Welt-Kunstmesse zeitgenössischer Kunst in Kassel fokussierte in diesem Jahr auf Künstlerkollektive und gesellschaftliche Transformation durch die Kunst. Also genau die Kunstrichtung, in der ich seit Jahren gemeinsam mit den #Makers4Humanity arbeite.
Mit Open-Island im Olymp der Kunstwelt
Dank unserer Kooperation mit dem „Citizenship“ des Berliner ZK/U waren wir eingeladen, unser LowTech Inselbausystem „Open-Island“auf der alle 5 Jahre stattfindenden Kunstmesse auszustellen. Neben einer Galerieausstellung mit der „INtegrated Art AG“ in der Kassler Violett Kunstgalerie von Arya Atti wählte ich dafür das Format einer multimedialen Live-Performance.
Mit den internationalen Künstler*innen-/Maker*innen Cylixe, Yulia Ezhova, Betty Möller, Antonio Marco Voges und Jannik Weiss, sowie Markus Keese (Technik), Andreas Barthel (Film) und Arya Atti (Bodypaint) gelang es, ein erfahrenes Team dafür zusammenzustellen. Am Hiroshima-Ufer präsentierten wir am Jahrestag des Atombombenabwurfs schließlich in einstündiger Performance die Konstruktionsweise, den Aufbau und die Nutzung des Open-Island Systems als DIY-Schwimmplattform.
Die hintergründige Message hinter der bildgewaltigen Dramaturgie mit Bodypainting, Tanz mit flatternden Fahnen, dem gemeinsamen Aufbau der Open-Island und schließlich der Wasserung mit Publikumsinteraktion ist eigentlich die immerselbe in meiner Kunst: Alleine steht man alleine da – im Team können Ideen und Prototypen entwickelt werden – für die Transformation der Realität in eine positive Zukunft jedoch braucht es die Begeisterung und Kooperation der breiten Masse. Dies ist uns mit Open-Island bei der „floating futures“ Performance gelungen, die unsere kontinuierlich wachsende „Soziale Skulptur“ auf der documenta fifteen repräsentierte.
Schade nur, dass es das „Citizenship“ selber, das wir im Juni ein Stück auf seiner Tour nach Kassel begleitet hatten, gar nicht bis zum Zielort schaffte… Der Dürresommer 2022 hatte die Flusspegel der Weser derart sinken lassen, dass die geplante Fahrt stromaufwärts nicht möglich war. Schön immerhin, dass wir das Thema schwimmender Zukunftswelten stellvertretend auf der documenta platzieren konnten.
Das „Citizenship“ mit unserem Boot „ZuKunst“ auf dem Mittellandkanal bei der Elbüberquerung im Juni
Was bisher geschah: Wir #makers4humanity haben mit #OpenIsland ein unschlagbar günstiges modulares Inselbausystem aus Abfallmaterialien entwickelt und damit ein Leuchtturmprojekt für Hannovers Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 initiiert. Unsere Stadt gewann leider nicht, doch auch ohne den Titel bauten wir 2021 ein TinyFloat und die Schwimmkörper dazu, um das Projekt dennoch auf die Wasserstraßen zu bekommen. Die Behörden verweigerten jedoch die Genehmigung mangels zertifizierter Bauteile, sodass wir unser System nicht im Einsatz testen und beweisen konnten.
Hier hätte unsere Geschichte zu Ende sein können, aber manchmal im Leben muss man Mut aufbringen und Risiken eingehen, wenn etwas wirklich wichtig ist und voran gehen soll. So traf ich die Entscheidung, das Projekt auf ein neues Level zu heben und mit kostenspieligem, genehmigungsfähigem Material zu arbeiten. Mit Maker-Kollegen in Berlin bauten wir zwei Aluminium-Schwimmrümpfe und überführten das Fahrgestell der „ZuKunst“ auf der TOUR-22 über Wasserstraßen nach Hannover. Ein schönes Sommerabenteuer, von dem das folgende Logbuch berichtet:
Logbuch der Tour22, Berlin-Hannover, 1.6.-9.7.22
Etappe 1 – Berlin
Für die Überführungsfahrt des Pontonkatamarans vom Müggelsee Berlin nach Hannover mussten wir uns ein provisorisches Deck überlegen. Als Kajüte dient unser Eriba-Wohnwagen und von vorherigen Floats haben wir weitere Ausstattungselemente. Als wir zur Endmontage eintreffen, ist leider weder das Boot fertig geschweißt, noch der Motor geliefert, sodass wir gleich mal mit 2 Tagen Verzug in unser kleines Abenteuer gehen… Aber Berliner Improvisationsgabe (Wasserung mit Gabelstapler und ähnliches) und dem leckeren Berliner Berg-Bier lässt sich das bei schönstem Wetter an der MüggelSpree aushalten.
…und los gehts, wir starten die Tour22 offiziell am Spreeknie Berlin, wo wir bereits 2015 unsere soziale Innovation der modularen Upcycling-Schwimminseln „Open-Islands“ präsentiert hatten. Erst üben wir ein bisschen Bootfahren auf der Spree und Rummelsburger Bucht. So ein großes Schiff bin ich noch nie gefahren, aber der 60PS-Motor schnurrt, die hydraulische Lenkung ist leichtläufig und die Solarpanels laden unsere Bordstrom-Akkus zuverlässig und effizient.
Und 10 Minuten, bevor uns die Wasserschutzpolizei kontrolliert, erhalten wir sogar unser digitales Bootskennzeichen, sodass wir tatsächlich voll legal als „Sportboot“ unterwegs sind
Dann kann die Reise nun starten und wir nehmen auf den Wegstrecken unterschiedliche Gruppen und Menschen an Bord, mit denen unterwegs Ideen ausgetauscht und Kooperationen geschmiedet werden…
Tschüss Berlin.
Bau des Pontonbootes und Tourstart in Berlin
Etappe 2 – Potsdam/Havel
Zuerst taufen wir unseren 60PS Mercury-Motor auf den Namen Freddy, damit wir von Beginn an eine gute Beziehung zu ihm aufbauen können.
Von Berlin nach Potsdam sammeln wir interessante Menschen an Bord. Von der Berliner Oper und Stiftung Futur2, vom WeQ-Institut und den BUFA Filmstudios. Gemeinsam schnippeln wir Gemüse und machen mit Claudia Pohl und Vinay Sansi indische Pakoras in der bordeigenen Gas-Friteuse. Ein exklusives Captainsdinner mit ZuKunst-Gesprächen Im totalen Entschleunigungs-Rausch auf der Havel. Potsdam – Werder – Brandenburg – Parey. Mit 6 km/h gleiten wir durch die schönste Natur und können entspannen und genießen . Nur unser mitreisender Physikstudent Arthur von den Fridays for future hält uns auf Trapp mit seinen vielen Verbesserungsideen. Nachdem er der Havel leider sein Fairphone opfert, wird es etwas ruhiger an Bord. Auf diesem schönsten Tourabschnitt scheint uns die Sonne, das Wasser glitzert, nur an den Hafen-Stammtischen dominiert die AFD doch dazu später mehr…
Etappe 3: Die Elbe und Support fürs „Citizenship“
Uns erreicht ein Anruf vom „CitizenShip“, dem spektakulären Kunst-Boot des ZK/U auf seiner Fahrt zur Documenta15 nach Kassel, das nur noch einen Tag vor uns ist: „I forgot my bike in the harbour Plaue, could you get it and bring it with your boat?“
Na klar helfen wir gerne und fahren eine Extraschleife. Der Hafenmeister schaut erst skeptisch unser verrücktes Sportboot an, versteht aber, warum ich mit der Akkuflex das 1000€-Bike befreie und mit an Bord nehme. Der Elbe-Havel Kanal führt uns über Genthin nach Parey, wo wir eine naturnahe Nacht in einem abgelegenen alten Elbarm verbringen.
Beim Frühstück wundern wir uns über das rege Interesse der Polizei auf der nächstgelegenen Brücke. Sie winken und winken, sodass wir mal zu ihnen rübertuckern, um herauszufinden, was sie wollen. Es stellt sich heraus, das wir über Nacht zu weitgesuchten Fahrraddieben geworden sind, die die Brandenburger Polizei schon den ganzen Vormittag beschäftigt Offenbar hatte sich der Documenta-Projektleiter getäuscht und wir haben ultradreist ein fremdes Rad geklaut… Wegen unseres denkbar schlechtesten Fluchtfahrzeuges ever glaubt man uns jedoch unsere Version der Straftat, sodass die Anzeige (hoffentlich) wieder zurückgezogen werden wird. Positiver Nebeneffekt des Abenteuers ist, dass wir dadurch die schwimmende Ferienanlage in Parey kennenlernen, in der verschiedene Luxus-Wohnboote und AbenteuerFlöße liegen.
Am Nachmittag schleusen wir endlich auf die Elbe, die in diesem Wüstensommer auf Niedrigstand ist, sodass die Berufsschifffahrt nicht einmal mehr bis Magdeburg kommt… Entsprechend leer ist der Fluss, sodass wir uns mit der Strömung trudeln lassen können. Mit an Bord ist auch Juma aus Malawi (Hannovers Partnerstadt Blantyre), mit dem wir die Möglichkeiten unserer Schwimminseln für die ländliche Bevölkerung am Malawi-See besprechen. Flutprävention, Wasserreinigung, Fischzucht und Aquakultur sowie ein schwimmendes Ecoresort für sinnstiftenden Tourismus sind die Punkte, die wir Makers 4 Humanity gemeinsam mit Jumas Organisation (und den Stadtverwaltungen?) nach unserer Tour vertiefen und gezielt ausarbeiten möchten. Unser „floating future lab“ hat damit seinen ersten Impuls für globale Resilienz und Kooperation ausgesendet und genau diese Arbeit wollen wir ab Juli in Hannover fortführen und kokreativ mit Euch verstärken .
Abends sammeln wir noch das Medienkollektiv „STUNK“ ein, das uns mit ihrem Schlauchboot entgegen kommt. In Hohenwarthe liegt auch gerade das 108m lange Forschungs-/Bildungsschiff MS-Wissenschaft, mit deren Volunteer-Crew wir eine ausschweifende Bordparty feiern (…)
Wie geplant, holen wir das Documenta-Boot „Citizenship“ vor dem Wasserstraßenkreuz in Hohenwarthe (bei Magdeburg) ein und übergeben unseren künstlerischen Beitrag, einen schwimmenden Kräutergarten in Form von 2 bepflanzten Kindergummistiefeln. Von unserer mitgeführten Bordplantage ernten wir für die gemeinsame Suppe mit der „Citizenship“-Crew Schnittlauch und Minze und stellen später auch den Dancefloor mit MakerBar an Bord 😉 Das ZK/U (Zentrum für Kunst und Urbanistik hat das ausgediente Satteldach ihres Berliner Headquarters umgedreht und zum Schiff umgebaut, das sie mit regenerativer Energie und Muskelkraft über die Wasserwegs nach Kassel fahren wollen. Bis Wolfsburg werden wir ihr Supportboot sein und es geht auch gleich los mit einer Herausforderung: Das viele Gewicht auf dem Hinterschiff hat die Schwimmpontons unter Wasser gedrückt, sodass sie voll liefen und damit auch der E-Motor unter Wasser geriet. Das beschädigte den Wechselrichter der Stromzufuhr, sodass wir ein tolles, aber havariertes Schiff vorfinden. Am nächsten Tag beraten wir uns und bilden einen provisorischen Schubverband, den wir mit unseren 60 PS in Schwung bringen. Aber auch das Bugstrahlruder des Citizenships funktioniert nicht richtig und der Verband lässt sich nicht sicher steuern. Das ist der Kapitänin dann doch zu heikel und wir brechen das Manöver ab. Während sich die „Citizenship“ mit halber Kraft zum Kanalfahrstuhl zur Elbebrücke schleppt, machen wir also noch einen Ausflug auf die Elbe und erreichen gerade noch die gemeinsame Einfahrt und flutschen in die Schleusenkammer. Um über dem Kanal die Elbe zu überqueren, geht es mit Wasser und Schiffen ganze 14 Meter nach oben, während eine Musikperformance die Schleusenwände erklingen lässt. Oben angekommen, werden wir von der freiwilligen Feuerwehr Hohenwarthe mit einem perfekten Bratwurststand begrüßt. Zum Sonnenuntergang floatet die ausßergewöhnliche Bootsparade über die Elbebrücke und wir nehmen von unserem Magdeburger Maker Hardy ein paar Kisten lecker „MagdeBier“ an Bord…
Etappe 4 – Logistik zwischendurch, zurück in der „anderen Welt“
Dieses Abenteuer fühlt sich an wie eine andere Welt. Als ob man einen Film schaut und ist plötzlich selbst auf der Leinwand. Wellen, Wetter, Wind und wunderbare Menschen, die man auf einer solchen Schiffsreise erleben darf. Aber die Tour22 ist auch eine ganz reale „Produktion“ und wir nehmen uns 2 Tage frei für Tour-Logistik und Kommunikation (müssen sowieso auf das documenta Boot warten, das noch repariert wird): Das Auto mit Trailer steht noch vollgepackt in Berlin und am Samstag haben wir einen Stand auf der Freiwilligen-Börse Hannover. Also bringt uns das 9€-Ticket zurück an den Start der Reise und dort bekommen wir von Käpt´n Lily auch noch ihr Open-Island Modell zu Ausstellungszwecken überreicht <3. Mit (vergleichsweise) wahnwitzigen 80 km/h fahren wir mal wieder ein Landfahrzeug und das ist schon eine Umgewöhnung – ich will zurück aufs Wasser!
Da der Anhänger gerade leer ist, machen wir einen Abstecher nach Ferropolis (Baggermuseum+Festivalstandort), wo wir noch ein Außenlager aus 2017 haben, das wir bei der Gelegenheit aufräumen und auflösen wollen. Die verrümpelte Brache wurde vom Aussteigerpäärchen Nadine und Tom mittlerweile in eine paradiesische kleine Farm transformiert und da sie dazu unser Materiallager fast komplett verbaut haben, müssen wir gar nicht mehr viel abtransportieren. Auch unser ausgebauter Werkstattcontainer steht noch auf dem Festivalgelände, wo gerade das MELT! Aufgebaut wird. Die Eventmanager:innen erinnern sich an unsere crazy Floats zu den Vor-Corona-Festivals und freuen sich, dass die Kultur überall wieder los geht. Wir fahren unser Gespann also direkt nach Hannover, packen unser Flaschenpostamt ein, das uns als Infostand im Pavillon dienen wird. Auf der Freiwilligenbörse wollen wir Partner und Freiwillige für unser ZuKunst-Projekt finden, denn aktuell machen wir da nur zu zweit (!!!) und das halten wir nicht mehr lange durch. Leider kommt es gleich ganz anders, als gedacht …
Als ich kurz den Stand verlasse, um Sina vom Eingang abzuholen, wird mein Arbeitsrechner und die Kamera direkt vom Stand weggeklaut! Eine Katastrophe. Mein Foto-/Filmarchiv und die Daten laufender Jobs sind weg. Und am schlimmsten: die Vereinsbuchhaltung mit den ganzen Projektabrechnungen und Kontaktdaten der Community und alles – oh no – das wirft mich 3 Monate zurück und macht alles noch viel schwieriger. Die Diebin ist stadtbekannt und obdachlos, geistig verwirrt und über alle Berge. Mit Sina zusammen suchen wir erstmal die Szenetreffs rund um den Bahnhof auf, gehen ins Gespräch mit den nettesten dieser gebeutelten Menschen und platzieren Rückkaufangebote für das Macbook, die den Drogen-Tauschwert um ein vielfaches übersteigen. Aber die Chancen sind gering und wir schauen mal, ob die Polizei uns helfen kann. Leider Fehlanzeige – der Vorfall wird protokolliert und in den bürokratischen Prozess abgelegt. Auch die Überwachungskameras im öffentlichen Raum dürfen wir nicht durchschauen, um zu sehen, wohin die Diebin mit dem Rechner gegangen ist. Ich will zurück aufs Wasser! Also total frustriert und erschöpft wieder Bummelzug fahren, Benzin und Trinkwasser tanken, zurück aufs Boot, das mir schon eine Oase der Freiheit geworden ist. Diese Nacht bleiben wir noch in der sicheren Marina, am nächsten Tag trifft -notdürftig repariert- auch das Citizenship ein.
Etappe 5 – Reclaiming Mittelland
„Die Nachfrage nach Schwimminseln steigt mit den Meeresspiegeln.“ Aus unserer langfristigen Vision schwimmender DIY-Inseln aus Recyclingmaterial war 2019 auch Hannovers Bewerbungsprojekt „Reclaiming Mittelland“ zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 geworden. Nun haben wir mit unserem zertifizierten Sportboot „ZuKunst“ den Mittellandkanal erreicht, der uns direkt nach Hannover führen wird. Die Mission unseres Makers-For-Humanity Kollektivs passt exakt zum diesjährigen Documenta-Leitmotivs und Mit deren Citizenship verbindet uns mittlerweile eine kameradschaftliche Freundschaft. So bereiten wir ihnen bei der Ankunft in Haldensleben einen schönen Empfang. (Ich kann mir allerdings nicht verkneifen, den Hafen dabei über unsere Bordanlage mit „Yellow Submarine“ von den Beatles zu beschallen – eine nett gemeinte Anspielung auf ihre vollgelaufenen Schwimmkörper im Heckbereich.)
Auch hier werden Hilfskonstruktionen angebracht und es steht eine weitere Reparatur im Trockendock an. Ihre Crew geht bis auf die Kapitänin erstmal von Bord und auch wir müssen leider weiter – haben wir doch einen eigenen Tour22-plan… Als Wassertaxi nehmen wir zwei lokale Jungs und ihren Hund gleich mit und sie erzählen uns auf der Fahrt zur Autostadt Wolfsburg von der katastrophalen Wasserknappheit in ihrer Region. Der Klimawandel schlägt auch hier schon voll zu und selbst für die Bewässerung der Straßenbäume wird bereits Wasser aus dem Kanal abgepumpt. Da kommen massive Probleme auf die Landwirtschaft und die ganze Gesellschaft zu…
Entsprechend passend ist die Podiumsdiskussion auf der Documenta15 aus der Galerie Violett am Folgetag, zu der ich von unterwegs aus über das Bord-WLAN zugeschaltet bin. Ein ägyptisch-deutsches Künstler:innen-Kollektiv stellt die Frage, ob und wie Recyclingkunst im Vorfeld der COP27 Klimakonferenz in Scharm-Al-Sheik größeres Bewußtsein und Medieninteresse für die Gefahren des Klimawandels erreichen kann. Genau mein Thema – man darf die Kunst dabei nur nicht zu klein denken… Wer, wenn nicht Künstler:innen können über Sachzwänge hinaus unsere Zukunft visualisieren – die eine Dystopie, auf die wir hinsteuern wie auch andere Zukünfte, die die Katastrophe abwenden oder mildern können. Mit einem biozentrischen Weltbild, mit positiven Narrativen und fühlbaren Erlebnissen vorformuliert und künstlerisch visualisiert. ZuKunst halt… Wir freuen uns sehr, dass unsere „ZuKunst“ schon auf ihrer Überführungsfahrt nach Hannover den Betrieb als CoworkingSpace für Transformation und nachhaltige Innovation aufgenommen hat und können uns nur ausmalen, wieviel Nutzen wir erst an unserer Liegestelle in Hannover-Linden erzielen werden 🙂 Noch sind wir aber unterwegs und machen es uns für die Nacht gemütlich in der Industrieromantik des Braunschweiger Hafens…
Etappe 6 – Abzweig Hildesheimund bis (fast) nach Hannover-Linden
So schön der Liegeplatz am Braunschweiger Hafen, so unerträglich die Geräusche des Containerkran-Balletts ab halb sechs Uhr morgens… Riesige Berge aus gestapelten Containern werden hin und her sortiert, manche auf das Schiff verladen, das damit nach Rotterdam oder Warschau fahren wird. Über Binnenwasserstraßen ist ganz Europa verbunden, vom Schwarzen Meer bis ins Baltikum, von Marseille bis Hamburg und über Jahrhunderte waren Flüsse die sichersten und schnellsten Transportwege durchs Land. Auf dem Mittellandkanal schleichen wir weiter mit 10 km/h in Richtung Hannover und kommen trotz aller Abenteuer einen Tag zu früh in der Region Hannover an. Nach einem herzlichen Empfang im Hafen Sehnde (und warmen Duschen) entscheiden wir, heute mal nach Hildesheim zu fahren. Die historische Schleuse Bolzum hievt uns satte 8 Meter auf das Niveau des Stichkanals und unsere Schleusentechnik wird immer besser: abwechselnd an Bug und Heck die Tampen umlegen, während die Schleusenkammer vollläuft – meist ist der Abstand zwischen den Festmachern zu groß für unser Boot, sodass wir uns an den Seilen pendelnd hin und her ziehen, ohne dabei den Halt zu verlieren und durch die Schleuse zu trudeln. Da ich aus Hildesheim stamme, werden wir von einer großen familiären Delegation empfangen. Nach vielen Geschichten beim Family-Dinner und einer Runde Boots-Minigolf mit den Neffen nehmen wir einen davon direkt mit auf unsere letzte Etappe nach Hannover. Der 12-jährige Johannes kann an Bord viel lernen: Funktionsabläufe im Team, EinsSein mit Wetter und Natur, Ursache-Wirkung Prinzipien in RealLife (bis zum Platsch). Auf einem Boot werden Basiskenntnisse fürs echte Leben erlernt – und als sich herausstellt, dass Johannes nicht im Stehen Pinkeln kann, haben wir einen klaren Bildungsauftrag. Was für ein schönes Bild dann schließlich, als der Junge mit Schwimmweste am Heck steht und bei voller Fahrt lachend in den Motorenstrudel pisst 😉
Da unsere Open-Island SocialMedia-Gruppe mittlerweise auf 150 MitLeser:innen gewachsen ist, planen wir die letzte Etappe rund um Hannover nach Linden im Stundentakt, sodass Gäste ein- und aussteigen können. Vom Hafen Sehnde aus kommen wir bald schon an die Anderter Schleuse, die als „Hindenburgschleuse“ bei ihrer Inbetriebnahme Deutschlands größtes Schleusenwerk war. Nach der Berufsschifffahrt dürfen auch die drei wartenden Privatboote in die Schleuse schlüpfen. Hier steigen Imke und Sabine zu, am Lister Yachthafen auch Ksenia. Wir halten gut sichtbar bei der Wasserschutzpolizei, damit sie sich schonmal an unseren Anblick gewöhnen können und fahren dann weiter zum Nordhafen, wo wir in der Kanalwendestelle am Kinderwald für ein Schattenpicknick Halt machen. Es dauert nicht lange, bis das Polizeiboot uns hier besucht für eine ausgiebige Fahrzeugkontrolle und die mündliche Verwarnung fürs Falsch parken. Kontaktaufnahme geglückt, alle erforderlichen Papiere aufgeblättert – es ist ein ungewohntes Gefühl, mit diesem kreativen „Sportboot“ total legal unterwegs zu sein – auch für die Beamten, die jedoch ihren Respekt nicht ganz verhehlen können. Am Kraftwerk Stöcken vorbei kommen wir über Garbsen nach Seelze, wo wir den Mittellandkanal verlassen und Richtung Hannover-Linden abbiegen. Die Wasserschutzpolizei hatte gefragt, wo wir denn eigentlich damit hin wollen und uns darauf hingewiesen, dass die letzte Schleuse nicht besetzt sei und man jede Schleusung per Mail beantragen müsse. Das wird nun auf die Schnelle also nochmal etwas kompliziert und wir telefonieren uns durch die verschiedenen Ämter und Schleusendienste – vergeblich am Nachmittag um 16 Uhr… Auch über unseren lokalen „Wasser-Freundeskreis“ können wir zwar die Schleuse heut nicht mehr öffnen, aber durchs rumtelefonieren wissen nun alle, dass wir da sind 🙂 Je näher wir Hannover kommen, desto mehr Schlauchboote, Badende, SUP´s und andere Wasseraktivitäten begleiten unsere Fahrt und alle winken uns begeistert zu. So wie in Berlin das Wasser zur Naherholung und klimafreundlichen Freizeitgestaltung genutzt wird, säumt auch in Hannover eine „Wasser-Szene“ die städtischenWasserflächen. Dann lugt Lindens Wahrzeichen, die „drei warmen Brüder“ über den Horizont. Dort, am Heizkraftwerk Linden haben wir den Tankeranleger gepachtet, dort ist unser Heimathafen im Herzen der Stadt. Direkt hinter der „Wasserstadt Limmer“ in Sichtweite und doch eine Schleusung weit entfernt. Doch auch wenn die Leineabstiegsschleuse heute nicht mehr für uns aufgehen wird, sind wir auch hier schon an unserem Ziel angekommen, ankern vor dem Schleusentor und packen die Instrumente aus für ein spontanes Bordkonzert mit Gitarre, Ukulele und Megaphon-Gesang. Nach und nach kommen mehr und mehr Freunde und Bootsleute dazu und legen längsseits an oder lassen sich per Schlauchboot an Bord shutteln. Die Gäste bringen Essen und Getränke mit und sofort werden Ideen entwickelt und Pläne geschmiedet, was wie wo man mit und auf der ZuKunst so alles machen kann. Meine Befürchtungen, dass unsere kulturkreativen Visionen in Hannover nicht verstanden werden könnten, lösen sich noch in dieser Nacht vollständig in Luft auf <3…
Etappe 7 – Ankunft im Heimathafen auf der Ihme in Hannover Hallo Hannover, die ZuKunst ist da! Kommt vorbei an unserem Anleger am Heizkraftwerk Linden, tretet in den ZuKunst e.V. ein, denn unser Sportboot ist keine PrivatYacht, sondern kann von allen Miteigentümer:innen genutzt und bespielt werden. Die ZuKunst ist ein Coworking-Space oder eine schwimmende Bühne, ein Loveboat oder Wassertaxi, der Ort für Inseldinner und Onlinekonferenzen, für lokale bis globale Nachhaltigkeitsideen und konkrete urbane Transformationspläne und Allianzen. Soweit mein Bericht von der Tour22, die eigentlich nur als Überführungsfahrt der ZuKunst Schwimmkörper von Berlin nach Hannover geplant war und schon zu einem vielfältigen Mini-Abenteuer quer durch Deutschland wurde. Danke an alle Mitreisenden und Helfer:innen zu Wasser und zu Land – und bis bald wieder an Bord der ZuKunst im schönen Hannover-Linden!
Neues Graffiti von Joy in Hannover-Linden: Anlässlich des 1000jährigen Jubiläums von Bischof St.Godehard gestaltet Joy überdimensionale Kirchenfenster als Wandbild auf Beton.
Wenn die Katholische Kirche einen Graffiti-Künstler um ein Wandbild bittet, ist diese Kunstrichtung wohl mitten in der Gesellschaft angekommen…
Ausgewählter Entwurf zur Wandgestaltung des St.Godehard Kirchhofs in Linden
1000 Jahre St.Godehard
Anlässlich des Jubiläums des Heiligen St.Godehards – im weltlichen Leben Bischof von Hildesheim von 1022 bis 1038 – will die gleichnamige hannoversche Kirchengemeinde bunter, weltoffener und künstlerischer werden, mit Fassadengraffiti an mehreren Wänden in der Posthornstraße, Linden.
Kirchenfenster verschiedener Epochen schmücken die St.Godehard Kirche
Kirchenfenster 2.0
Kirchenfenster zeigen seit jeher in comichafter Figürlichkeit biblische Szenen und Portraits, geschmückt mit dekorativen Rahmen und symbolhaften Ornamenten. Jede Epoche hat dabei ihre eigene Bildsprache gefunden, die leuchtende Farbigkeit der Kirchenfenster besticht jedoch in allen Glas-Kunstwerken. Hier setzt der hannoversche Künstler Joy Lohmann mit seinem ausgewählten Entwurf an und plant, die Ästhetik und Formsprache der Kirchenfenster mittels Graffiti-Lacken in ein modernes StreetArt-Design zu überführen.
Das Beton-Treppenhaus soll zum neuen St.Godehard Kirchturm werden.
Vielen Dank für die Anerkennung! „FlowGarden“, die schwimmenden Gärten von Hannover haben den diesjährigen SocialArt Award gewonnen. Die internationale Jury des Institute for Art and Innovation (IFAI) hat aus 700 Einsendungen die Installation von Joy Lohmann und den Makers For Humanity prämiert, die sich mit innovativen Anbaumethoden auf schwimmenden Inseln auseinandersetzt und die 5 je 18qm großen Plattformen für Kultur, Bildung und interdisziplinäre Beteiligungsprozesse einsetzt.
Mit steigenden Meeresspiegeln und zunehmenden Überschwemmungen großer Flüsse und Landstriche wird die Landwirtschaft früher oder später auf innovative Anbaumethoden umsteigen müssen, um die besonders betroffenen Menschen in vielen Regionen überwiegend in Südasien und Afrika ernähren zu können. Hierfür einfache und kostengünstige Bausysteme zu entwickeln und zu verbreiten ist seit vielen Jahren das Kernthema von Joy Lohmann, dessen „Open-Island“ Projektreihe nicht nur mehrere Open-Source Baupläne erbracht haben, sondern über die Jahre auch ein internationales Maker-Kollektiv in der interdisziplinären Arbeit zusammengeführt haben.
Anlässlich der Preisverleihung auf dem ZeroWaste Festival Berlin präsentiert Joy mit den Makers For Humanity ihre neueste soziale Innovation: die „ZuKunst“-Insel mit ihrem unschlagbar günstigen Upcycling-Schwimmsystem aus umgenutzten Atlpapier-Containern. Hier eine Schwarmfilm-Dokumentation von der Prototypen-Entwicklung und Testwasserung der „ZuKunst“ in Hannover, 2021:
Auch und gerade in Corona-Zeiten muss das Thema des Klimawandels im öffentlichen Raum präsent bleiben, denn die Zeit zu handeln ist JETZT und die klassischen Formate des Protests funktionieren aktuell nicht mehr. StreetArt-Künstler Joy Lohmann hat deshalb verschiedene Formate entwickelt und im Rahmen der globalen Klimastreiks gemeinsam mit den Artists-for-Future Hannover umgesetzt:
In einer Demoschilder-Werkstatt entstanden die „weißen Hände“, die von Demogänger*innen mit individuellen Slogans komplettiert wurden. Ein starkes visuelles Zeichen mit großem Wiedererkennungswert für alle Beteiligten bei sehr geringem Aufwand und Kosten.
Die „Stickers for future“ sind 6 selbstklebende Stickermotive zu klimapositiven Alltagshandlungen, die an den 8 Demostandorten des gesperrten Cityrings am 25.9.2020 an die Demoteilnehmer*innen verteilt wurden und sich von dort über das Stadtgebiet verteilten. Positive Lifestyle-Aktionen werden dadurch breit kommuniziert und sympathisch bestärkt. Alle Teilnehmenden freuen sich jedes Mal, wenn sie an einer Fahrradampel oder Laternenpfahl eines der bunten Motivillustrationen wiedersehen und es wird direkt spürbar, wie viele schon den neuen Lebensstil leben oder anstreben. Download Stickerbogen
DCIM/100MEDIA/DJI_0087.JPG
Trotz geringer Teilnahme (wegen Corona) konnte mit der „ACT-NOW“ Performance ein weit sichtbares Zeichen gesetzt werden.
Bei „ACT-NOW“ wurden im Vorfeld weiße Pappen auf der Straßenkreuzung verteilt, auf die sich die Demonstrant*innen während der Kundgebungen setzten. So verteilte sich die Menge coronakonform und war gleich am Ort involviert, als Joy die Performance anleitete. Die Pappen über den Kopf gehalten, ergaben sie den Schriftzug „ACT-NOW“, der von einer Drohne medienwirksam aufgenommen wurde. (Vielen Dank an dieser Stelle an die „jungen Schachteln“ der Siemer-Verpackung GmbH für die Papp-Spende!)
Die „Kultur-Demo“ am 25.9.2020 inspirierte weitere Artists4Future zu eigenen kulturellen Protestformen: Die Naturfreundejugend und XR veranstalteten eine „bedrohte Tierparade“ auf der gesperrten Straße, Medizinstudent*innen inszenierten unseren Planeten als Patienten und die Stelzenläuferinnen von Mira-Arts gaben der Veranstaltung eine elegante Atmosphäre. Dazu waren Ausstellungen, Objekte zu sehen, Poetry-Slam und Live-Musik rundeten das Klimakulturelle Bündnis ab.
„Warte, warte nur ein Weilchen“… ist ein hannoversches Kinderlied über unseren Massenmörder Fritz Haarmann – und ab sofort auch der Titel einer „Gruselkomödie“ der Independent Entertainment GmbH, die soeben in den Kinos angelaufen ist. Bedauerlicherweise fallen die Kinos im November wieder den Coronaregeln zum Opfer, sodass es bis dahin nur noch wenige Film-Aufführungen gibt – oder eben die DVD fürs Home-Cinema…
Kinovorspann von „Warte, warte nur ein Weilchen!“
Historische Szenen, gezeichnet+animiert.
Da der Film in der Jetzt-Zeit spielt, aber in die 1920er Jahre zurückgreift, lag es nahe, zur Einstimmung das alte Hannover zu visualisieren. Diesen Vorspann durfte ich in einer künstlerischen Collagetechnik aus Zeichnung, Fotografie und Computeranimation (Alexandra Portele) realisieren.
Alle Szenen und Orte basieren auf historischen Fotos und den Originalschauplätzen der haarsträubenden Mordserie, die Federzeichnungen wurden am Computer auf historische Papiere montiert und mit digitalem Blut bespritzt.
DVD-Inlay-Design
Wer den ganzen sehenswerten Film schauen möchte, erfährt auf der
Nun heißt es Daumen drücken, dass Hannover zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 gekürt wird. Denn dann werden wir u.a. auch zahlreiche kulturkreative Boote und Schwimminseln, Flöße und Plattformen sehen, die aus ganz Europa nach Hannover kommen, oder aber hier zu verschiedensten Themen und für unterschiedliche Regionen gebaut werden.
With our „FlowGarden“ project in the backyard of the townhall of Hanover 2019, we were able to demonstrate the beauty of creativity, the power of collaboration and the sustainability of holistic learning spaces through participatory Float projects. As the city of Hanover applies for the title „European Capital of Culture“ in 2025, Open-Island developed a concept for a European Float-gathering, connecting projects and organisations through the European river and canal system. As a symbol and platform for collaborative action and interdisciplinary innovation, our growing project and network becomes the backbone of „Reclaiming Mittelland“, a flagship project of our cities candidature.
Illustration for „Reclaiming Mittelland“ in the Bidbook by Lukas Hamilcaro
Please keep your fingers crossed for Hanover to gain the title as European Capital of Culture – then we will see a huge variety of floating vessels, islands, rafts from different countries, representing different topics and solutions on the rivers…
Nachdem ich letztes Jahr historische Autoklassiker als Wandbilder gesprüht hatte, kam mir diese Anfrage der fahrschul-e sehr gelegen: Mit der künstlerischen Gestaltung einer Fahrzeugflotte von e-Autos und dem WerbeClip in ZeichenAnimation sollte der Marktauftritt einer Fahrschule für E-Autos gebrandet werden.
Auch wenn noch nicht klar ist, wohin mit den alten Batterien und woher der viele neue Strom dann kommt, ist die Mobilitätswende ohne E-Autos nicht denkbar. Und natürlich braucht es dann auch entsprechende Fahrschulen… Na jetzt gibt es eine, die fahrschul-e 🙂
Sympathisch kreativ und zielgruppengerecht sollten auch die acht E-Autos daher kommen. So entschieden wir uns für eine zeichnerische Umsetzung, die als Folienplots auf alle Flächen (außer Scheiben und unten) kaschiert wurden.
Und – wie es häufig passiert – schließlich haben sich bei der künstlerischen Arbeit zahlreiche Einzelmotive entwickelt, die bei der fahrschul-e als Logo und Gestaltungselemente noch vielfache Verwendung finden werden. Das nenne ich effizient und konsequent 🙂
Corona-Zeit ist Zeit des Wandels.
Gefahren und Chancen lauern und locken am Horizont.
Setzen wir unser gemeinsames Zukunftsbild aus existierenden Teillösungen zusammen!
Wann, wenn nicht Jetzt – Wer, wenn nicht Wir?
Die makers-for-humanity und Artists for future Hannover laden ein zum „for-futures-summit„. Das diesjährige m4h-Lab zu Pfingsten steht unter dem Motto Wir machen Zukunft – Jetzt gemeinsam ein gutes Leben für Alle.
und findet vom 29.5.-1.6.2020 online (und gemäß den dann geltenden Regeln offline in Hannover) statt.
Als Artist-for-future und Maker-for-Humanity dazu hier mein Plädoyer for futures:
JETZT ist die Zeit.
In dieser unübersichtlichen CoronaZeit klafft das Spektrum möglicher Zukünfte weit auseinander und wir stehen alle vor individuellen bis globalen Weichenstellungen, die unser Leben im Privaten und auf dem Planeten entscheidend verändern werden. Da schwingen Ängste und Hoffnungen gleichermaßen mit und es gibt keine verlässlichen Informationen oder gar Sicherheit mehr, wohin sich unsere Gesellschaft entwickelt.
Gerade in der Krise muss man alle Möglichkeiten in Betracht ziehen und besonnen abwägen, mit welchen Schritten man welchen Weg einschlagen möchte. Welche Gefahren und welche Chancen winken am Horizont? Auf welche Zukunft wollen wir uns verständigen und was sind wir bereit, dafür zu ändern? Diese Diskussion steht an und alle konstruktiven Kräfte müssen gehört werden.
JETZT ist deshalb die Zeit, die vielen existierenden Konzepte und Teillösungen für ein „gutes Leben für alle“ aus den Schubladen und Nischen zu holen. Lasst sie uns anschauen, diskutieren und gemeinsam zu einem erstrebenswerten und plausiblen Zukunftsbild zusammensetzen.
Denn wir dürfen jetzt nicht alte Fehler teuer wieder aufbauen und sollten uns mindestens vorher über die Konsequenzen und Alternativen bewusst werden. „Alternativlos“ gibt es nur, wenn man die Augen verschließt. Jetzt ist die Zeit, genau hinzuschauen, was in unserem Namen passiert. Jetzt ist auch die Zeit, über den Tellerrand hinauszublicken und die vielen Möglichkeiten anzuschauen und Lösungen zu erkennen.
Und JETZT ist Zeit, daraus unser gemeinsames Zukunftsbild zusammenzufügen und sichtbar zu machen.
Wir erleben, dass die verordnete körperliche Distanz keineswegs zu sozialer Distanz führen muss.
Wir haben jetzt alle gelernt, die digitalen Werkzeuge zu nutzen, um uns über Inhalte und Ideen auszutauschen und ein kooperatives Zusammenwirken abzustimmen.
WIR alle können an der Lösung mitwirken und helfen, jetzt das Beste für Alle zu erreichen.
Wer, wenn nicht wir würde unsere vielen Ideen und Lösungen vertreten, die Konzepte ausprobieren und diskutieren, gesellschaftliche Vorschläge und Angebote daraus entwickeln? Wir sind uns sicher, dass es besser geht, als bisher. Und wir haben nicht die Eine, sondern viele Lösungen dafür.
Wir werden aber nur gehört, wenn wir mit gemeinsamer Stimme sprechen, unser Zukunftsbild wird nur gesehen, wenn wir es gemeinsam präsentieren.
Es darf ruhig – und muss sogar – bunt und unperfekt sein, kreativ und visionär. Sobald das Gesamtbild deutlich wird und die Richtung stimmt, werden sich auch die Richtigen anschließen und mitwirken, aus der Vision ein Konzept und aus den Ideen einen Plan zu machen.
Wer sollte diesen nächsten Schritt auf unserem Weg gehen?
Wer, wenn nicht WIR?
Hannover, 6.5.2020, Plädoyer und Einladung von Joy Lohmann, makers for humanity + Artists for future
Wilhelm Kröpcke, 1855-1919, Oberkellner – Cafépächter – Namensgeber für das Café, den zentralen Verkehrsknotenpunkt und unser Wahrzeichen „Kröpcke-Uhr“ als Treffpunkt vieler Generationen. Ihm auf vielfältige Weise ein Denkmal zu setzen hat mich durch dieses Jahr begleitet:
Zunächst wurde eine interaktive Portrait-Installation des populären Gastronoms der Jahrhundertwende in der historischen Wettersäule am Kröpcke eröffnet. Wer das Kunstwerk anrief, setzte damit eine Kaffeepumpe in Gang, die aus der zweidimensionalen Plastik echten Kaffee ausschenkte. Zudem begrüßte Wilhelm Kröpcke vom Anrufbeantworter (gesprochen von seinem Nachfolger Dietmar Althof) die Gäste und lud sie ein zur Geburtstagstorte am 8.9.2019.
Für diese Jubiläumsfeier während des „Entdeckertags der Region“ durfte ich mit dem niedersächsischen Chorverband, dem Groove-Chor Hannover, sowie vielen Partnern und Sänger*innen eine flashmobartige Inszenierung vorbereiten, die aus der Menge heraus HAPPY Atmosphäre zauberte. Der Song von Pharell Williams in einem Arrangement von Toby Lüer erschallte von der Bühne und dem Dach des Europahauses, aus der Kröpcke-Uhr und von vielen in der Menge platzierten Chorteilen und spontanen Mitsänger*innen. Dank dem Veranstalter, der Café am Kröpcke Betriebsgesellschaft stand sogar ein Budget für diesen coolen Kröpcke-Flash Film (produziert von Independent Entertainment) zur Verfügung, der anlässlich der Jubiläumsgala im Mövenpick Café am 25.9. uraufgeführt wurde: